Gemmotherapie

Gemmotherapie – Die Kraft der Knospen  
Die Gemmotherapie ist ein relativ junger Ast der Phytotherapie. Sie ist eine hoch spezialisierte Phytotherapie, bei der ausschließlich Knospen (lateinisch = gemma), Triebspitzen und junge Schösslinge verwendet werden. Durch die Extraktion mit einer Glycerin-Alkohol- Lösung werden die Wachstumskräfte (vorwiegend verschiedene Aminosäuren) als Heil- und Regenerationskraft für den Menschen verfügbar. Als Erfinder der Gemmotherapie gilt der belgische Arzt Dr. Pol Henry (1918-1988).
Er war bereits während seines Studiums von der Naturheilkunde fasziniert und wandte sich früh der Phytotherapie zu. Inspiriert von den klassischen Alchemisten (sie befassten sich u.a. bereits mit der „Kraft“ der Sprossen und junger Pflanzenteile) und den Arbeiten von Dr. Paul Niehans wandte er sich der Potenz von Extrakten aus Knospen zu und begann in den 1960er-Jahren mit deren gezielter Erforschung. Er untersuchte zuerst die optimale Extraktionsmethode, dann die Wirkstoffprofile (zu Beginn der Birke und der Ulme) und schließlich die klinischen Effekte. 
Bald war klar, dass die Glycerin-Alkohol-Mazerate aus dem teilungsaktiven embryonalen Bildungs-gewebe (Meristem) differenzierte, von der konventionellen Phytotherapie deutlich ab-weichende Effekte im Organismus hervor-rufen. 1965 wurde Henrys Methode in die Pharmacopée francaise aufgenommen. Sie stellt bis heute die maßgebliche Prozessbeschreibung dar. Weitere wichtige Arbeiten wurden von Prof. Mallein vom Lehr- und Forschungsinstitut Lyon ausgeführt. Er beschrieb die Wirkung der Johannisbeerknospe (Ribes nigrum) und bezeichnete sie als sanftes, pflanzliches Kortison.
Ribes nigrum
Die Schwarze Johannisbeere ist sicher das am besten untersuchte Gemmothera-peutikum und gilt in der Gemmotherapie als pflanzliches Kortison. In pharmakologischen Studien konnte eine Stimulierung der Nebennierenrinden-sekretion nachgewiesen werden. Dabei steigt die Ausschüttung von Cortisol an, was zu einer entzündungshemmenden, abschwellenden und antiallergischen Wirkung führt. Neben Vitamin C, Arginin und Prolin sind weitere Aminosäuren sowie Flavonoide nachgewiesen. Die Flavonoide hemmen die Histaminfreisetzung. Angewandt wird Ribes nigrum neben dem Heuschnupfen bei Asthma, Migräne, Arthritis und allen Formen von akuten und subakuten Entzündungen.  
Betula comp 
Die Birke (Betula alba und pendula) und die Erle (Alnus glutinosa) nehmen in der Gemmotherapie eine wichtige Stellung ein. Sie sind Bäume des Alpha-Globulin-Biotops und haben so einen hohen Bezug zu akuten Prozessen. Die Birke wirkt allgemein entzündungshemmend, fördert die endokrine Drüsentätigkeit, harmonisiert den Knochenstoffwechsel und fördert die Calciumein-lagerung in den Knochen. Sie wird in den akuten Stadien von Heuschnupfen und Allergien einge-setzt. Weitere wichtige Indikationen sind Schleimhautentzündungen im Nasen-Rachen-bereich vor allem bei Kindern, Wachstums-schmerzen in der Kindheit, Schulkopfschmerzen und depressive Müdigkeitszustände. Gute Anwendung findet sie auch als Unterstützung im Rahmen von Frühjahrskuren zur „Blutreinigung“.  
Rosa canina 
Der Trivialname Hundsrose bedeutet, dass es sich um die gewöhnliche, überall vorkommende Rose ohne besondere Ansprüche handelt. Die Hundsrose ist das Mittel für Kinder, die immer wieder im gesamten Hals-Nasen-Ohren-Bereich an zahllosen akuten und chronischen Symptomen leiden; z.B. Schnupfen mit Rachenentzündung, Kehlkopfentzündung, Nasenschleimhautentzündung, wiederholte Mandelentzündungen, Entzündungen des Gehörganges sowie bei Bronchitis. Das Mazerat wirkt antiviral, ausgleichend auf das Immunsystem und antiallergisch.
Quelle Paracelsus.de
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